Bitte lesen und darüber sprechen, damit möglichst viele Familien von diesem wunderbaren und kostenfreien Angebot erfahren:
Die Familien Netzwerk Konferenz richtet sich an Familien in Nordfriesland, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden!

Biggi Stephan hat fast 25 Jahre beim Kreis Nordfriesland gearbeitet, ab 2014 war sie in Hamburg tätig und die Familien-Netzwerk-Konferenz war seit 2004 immer eines ihrer beruflichen Themen. Mittlerweile ist sie im Ruhestand und engagiert sich jetzt ehrenamtlich für die FNK, da sie sehr überzeugt ist von der Sinnhaftigkeit dieses Verfahrens.

Die Familien-Netzwerk-Konferenz stammt ursprünglich aus Neuseeland, wo sie als Verfahren in der Jugendhilfe genutzt wird.

In Nordfriesland wird sie seit 2004 in der Jugendhilfe und seit 2010 auch in anderen Bereichen eingesetzt. Obwohl es praktisch nur gute Erfahrungen mit der FNK gibt, ist sie noch nicht „selbstverständlich“. Dies hat sicher unterschiedliche Gründe, z.B. dass die Betroffenen sich schämen, ihr Problem „offen zu machen“ oder auch, dass Fachkräfte sich nicht vorstellen können, dass eine Familie in der Lage ist, so konstruktiv miteinander zu kommunizieren, dass dabei ein „guter Plan“ herauskommt.

Weit verbreitet ist auch die Scheu, andere Menschen um Hilfe zu bitten. Dabei zeigt sich immer wieder, dass Menschen, die zu einer FNK eingeladen werden, dies als Ehre empfinden und froh sind, wenn sie um Hilfe gebeten werden. Denn die meisten nahestehenden Personen haben längst erkannt, dass es ein Problem gibt, scheuen sich aber, ihre Hilfe anzubieten, um nicht übergriffig zu wirken.

Auch Menschen, die weit entfernt leben und nur sporadisch oder gar keinen Kontakt mehr zu den Gastgeber:innen  haben, sind oft erleichtert über die Initiative im Zusammenhang mit einer FNK, weil sie ihnen ermöglicht, alte Gräben zu überwinden.

Als Gastgeber:in können sowohl die Menschen fungieren, die von der Problematik betroffen sind als auch ihre Angehörigen. In der FNK stehen die Betroffenen im Mittelpunkt, man wird immer darauf achten, sie in angemessener Form einzubeziehen, ohne sie zu überfordern.

Das Zusammenkommen vieler Menschen, denen die Gastgeber:innen vertrauen, entfaltet eine besondere Kraft und Dynamik, die auch bei Menschen Wirkung zeigt, die intellektuell nicht mehr, oder noch nicht in der Lage sind, sich aktiv an der Planerarbeitung  zu beteiligen.

In Nordfriesland gibt es eine ganze Reihe kompetenter und erfahrener Koordinator:innen , diese wurden und werden fortlaufend ausgebildet. Nordfriesland setzt das Konzept der „Bürgerkoordinator:innen“ um, d.h. sie brauchen keine spezielle formale Qualifikation, entscheidend ist die persönliche Eignung und die Teilnahme an einer mehrtägigen Schulung. Die Koordinator:innen arbeiten ehrenamtlich auf Honorarbasis.

Die FNK zeichnet sich dadurch aus, dass die Gastgeber:innen die „Bestimmer“ sind und bleiben. Die Koordination ist neutral, ihre Aufgabe ist die Ermutigung und Unterstützung der Gastgeber:innen. Alle Aktivitäten der Koordination werden vorher mit den Gastgeber:innen abgestimmt. Die FNK gehört der Familie und in allen Zweifelsfällen gilt der Leitsatz „Frag die Familie“.

Der Ablauf einer FNK ist einfach erklärt:

Nachdem alle Beteiligten von den Gastgeber:innen eingeladen wurden, trifft man sich in der Regel bei den Gastgeber:innen zuhause. Sollte das nicht möglich sein, unterstützt die Koordination bei Bedarf, einen geeigneten Raum zu finden.

Phase 1 – Information und Stärken

Die Koordination ist dabei und übernimmt die Moderation der ersten Phase „Information und Stärken“. Hier kann es sehr hilfreich sein, wenn auch Fachkräfte dabei sind, die die Familie und ihr Netzwerk mit den Informationen versorgen, die für eine Planerarbeitung notwendig sind. Es geht darum, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind, dass auch besonders auf die in der Familie und ihrem Netzwerk vorhandenen Stärken und Ressourcen eingegangen wird und dass am Ende dieser Phase der „Auftrag“ für die FNK formuliert wird. Dieser wird schriftlich festgehalten, am besten auf einer Flipchart.

Phase 2 – Exklusive Familienzeit und Planerarbeitung

Jetzt verlassen alle Fachkräfte und auch die Koordination den Raum und die Familie berät miteinander, wie das Problem gelöst werden kann. Selbstverständlich kann dabei auch ein Bedarf nach weitergehender, professioneller Hilfe formuliert werden, wenn die Ressourcen des Familiennetzwerkes nicht ausreichen.

Diese Phase dauert so lange wie sie dauert, oft steht der Plan nach 2 Stunden, es gab aber auch vereinzelt schon FNKs, die bis zu 8 Stunden brauchten.

Die Koordination bleibt in „Rufweite“, d.h. sie kann jederzeit dazu geholt werden, falls die Familie meint, nicht weiter zu kommen. Dieses Versprechen ist oft eine große Beruhigung für Familien, in denen es viele Konflikte gibt, aber es passiert so gut wie nie, dass davon Gebrauch gemacht werden muss. Wenn die Familie fertig ist mit ihrem Plan, wird die Koordination wieder dazu geholt.

Phase 3 – Vorstellung des Plans und Konkretisierung, Bilanztermin

Hier stellt die Familie den Plan der Koordination vor und diese unterstützt bei der Konkretisierung.

Alle Beteiligten der FNK bekommen eine Ausführung des Plans, dafür sorgt die Koordination, natürlich auch in Abstimmung mit den Gastgeber:innen.

Außerdem wird am Ende ein Bilanztermin vereinbart, der in der Regel nach 6 bis 12 Wochen stattfindet und dazu dient, die Planumsetzung zu überprüfen und ggf. den Plan anzupassen, wo er sich als nicht durchführbar erwiesen hat. Zum Bilanztermin kommen im besten Fall alle Teilnehmer:innen der FNK wieder zusammen, aber mindestens diejenigen, die konkrete Aufgaben übernommen haben.

Wie kommt man zu einer FNK?

Wer sich mit dem Wunsch nach einer FNK (oder auch einem vertiefenden Informationsgespräch zur FNK) ans MGH wendet, wird an eine passende Koordination vermittelt. Kosten entstehen für die Gastgeber:innen nicht. Grundsätzlich kann in Nordfriesland jede Familie eine FNK in Anspruch nehmen, auch bei Problematiken, die nichts mit Demenz zu tun haben. Das MGH wird auf alle Anfragen reagieren und dafür sorgen, dass ein erstes Informationsgespräch mit einer Koordination zustande kommt. Erst nach einem solchen Gespräch entscheiden die potentiellen Gastgeber:innen, ob sie eine FNK durchführen wollen oder nicht.

Biggi Stephan ist gerne bereit, die FNK auch in weiteren Veranstaltungen oder Teamsitzungen von Einrichtungen o.ä. vorzustellen und Fragen zu beantworten.

Anfragen dazu unter biggi.stephan@gmail.com

Auf Anregung der Netzwerk-Partner wird Biggi Stephan erkunden, welche der Koordinator:innen platt sprechen, damit dies bei einer Vermittlung ggf. berücksichtigt werden kann.

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