Anlässlich der Deutschen Nachhaltigkeitstage in Westerland auf Sylt, die der Insel Sylt Tourismus-Service ausrichtet, findet eine Ausstellung der Gleichstellungsbeauftragten der Inselverwaltung Sylt, des Amtes Südtondern und des Amtes Mittleres Nordfriesland im Foyer des Syltness Center in Westerland auf Sylt statt.

„Bei allem, was man tut, das Ende zu bedenken, das ist Nachhaltigkeit.“      (Eric Schweitzer)

Die Nachhaltigkeitstage, die in Westerland auf Sylt in der Zeit vom 20.09.2022 – 26.09.2022  stattfinden, waren für die Gleichstellungsbeauftragten der Inselverwaltung Sylt Andrea Dunker, des Amtes Südtondern Sylke von Kamlah-Emmermann und des Amtes Mittleres Nordfriesland  Christine Friedrichsen eine inspirierende Motivation, gemeinsam eine Ausstellung zu gestalten, die ihren Schwerpunkt auf das Nachhaltigkeitsziel 5 der SDG’s (Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen) legt und die Geschlechtergerechtigkeit in den Fokus der Betrachtung mit allen ihren unterschiedlichen Problematiken stellt.

Es waren die Schülerinnen Cilia Kabbani, Anna Leonhardt, Dina Ketteler und Lilly Eberhardt, die sich als Schülervertreterinnen des Schulzentrums auf Sylt anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 2022 im Einsatz für Frauenrechte intensiv mit der Thematik von Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung auseinandergesetzt, beeindruckende Fakten dazu gesammelt und im Rahmen des Schulzentrums auch vorgestellt haben.
Andrea Dunker als Gleichstellungsbeauftragte der Inselverwaltung Sylt wurde aufmerksam auf dieses weitreichende, mutige und an interessanten Fakten orientierte Projekt und entwickelte daraus die Idee, anlässlich der Nachhaltigkeitstage auf Sylt selbst ein Projekt zu verwirklichen.
Dazu holte sie sich ihre Kolleginnen vom Festland, speziell des Amtes Südtondern und des Amtes Mittleres Nordfriesland, sozusagen an „ihre Seite“ und gemeinsam entstand auf Grundlage der Arbeit der genannten Schülervertreterinnen eine Ausstellung für das Syltness Center, die am 21. September in der Zeit von 14:00 h – 16:00 h eröffnet wird und dann im Laufe der nächsten Monate von Sylt in das Amt Südtondern nach Niebüll und ins Amt Mittleres Nordfriesland nach Bredstedt wandern wird.

Denn es ist wichtig- so sind sich die drei Gleichstellungsbeauftragten einig –, im Rahmen der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele besonders auch das SDG 5 Ziel im Fokus zu behalten, zumal Geschlechtergerechtigkeit bis heute nicht vollständig umgesetzt ist und es dazu weiterer stetiger Bemühungen bedarf.
Die akuten Bedarfe zu erkennen und auf die Bearbeitung aktiv hinzuwirken, das sind die Kernaufgaben der Gleichstellungsbeauftragten und ihr klares Selbstverständnis, so lange Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung noch nicht erreicht sind.
Ganz nach dem Motto von Julia Gillard – ehemalige Premierministerin von Australien, die sagte:

„Eine Gesellschaft, in der Mädchen und junge Frauen ihr volles intellektuelles, soziales und politisches Potenzial ausschöpfen können, ist gleichzeitig auch eine sichere, gesunde und florierende Gesellschaft.

SDG’s – Nachhaltigkeit und die 17 Ziele, die 2015 verabschiedet wurden, sind gerade heute, in einer Zeit, in der eine besondere Brisanz in vielen Bereichen vorherrscht, in aller Munde und diese 17 Ziele sollen bis zum Jahr 2030 erreicht sein.
Dabei ist Nachhaltigkeit an sich keine etwa moderne oder neue Wortschöpfung, sondern ein alter Begriff der ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt, was die Wenigsten heute noch wissen, so die Gleichstellungsbeauftragte des Amtes Südtondern Sylke von Kamlah-Emmermann. Als Schöpfer des Wortes gilt der kursächsische Ökonom Hans-Carl von Carlowitz, der in seinem 1713 erschienenen Werk „Sylvicultura Oeconomica“ eine Baumzucht nach dem Grundsatz fordert, „dass es eine kontinuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe“. Diese Vorgehensweise der schonenden, „nachhaltigen“ Nutzung ist fester Bestandteil und Grundlage der heute verbreiteten „naturgemäßen Waldwirtschaft“.

Nachhaltigkeit ist gerade durch die Covid 19-Pandemie und viele weitere problematische Entwicklungen in der Gesellschaft noch stärker in den Fokus gerückt und das Streben nach Nachhaltigkeit ist im Hinblick auf die Globalisierung der Wirtschaft und angesichts der Klimaveränderung unabdingbar, um unsere Welt für die kommenden Generationen zu erhalten und lebenswert zu gestalten. Die Vereinten Nationen haben deshalb in der Agenda 2030 international gültige Ziele für jedes Land festgelegt, die “Sustainable Development Goals“(SDGs). Nachhaltigkeit umfasst soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte, die gleichberechtigt nebeneinander berücksichtigt werden sollen.

Das Nachhaltigkeitsziel SDG 5, mit dem sich die Gleichstellungsbeauftragten beschäftigen und um deren Verwirklichung es sowohl den Schülerinnen als auch den Gleichstellungsbeauftragten geht, fokussiert sich im Gegensatz zu den anderen SDGs insbesondere auf den sozialen Aspekt, so Christine Friedrichsen. Es gilt, Problematiken aufzuzeigen und zu bearbeiten wie z.B. die anhaltende Gewalt gegenüber Frauen, der weiterhin unbereinigte Gender Pay Gap, der 2020 bei 18% liegt (damit ist das durchschnittliche Gehalt pro Arbeitsstunde von Frauen rund ein Fünftel niedriger als das durchschnittliche Gehalt pro Arbeitsstunde von Männern), obwohl die Qualifikationen/Bildungsabschlüsse von Männern und Frauen absolut gleichwertig sind.

Obwohl Frauen genauso häufig studieren und ebenso hoch qualifiziert sind wie Männer, ist nur knapp jede dritte Führungsposition von Frauen besetzt. Auch im deutschen Bundestag ist nur fast jedes dritte Mitglied eine Frau. Auch nach der Bundestagswahl 2021 stieg der Frauenanteil unter den Gewählten lediglich von 31% auf 34%.

Ein weiterhin relevantes Thema ist die Gewalt gegen Frauen. Statistisch gesehen wurde nahezu jede dritte Frau bereits mindestens einmal Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt, so Sylke von Kamlah-Emmermann. In ca. 30 Ländern ist auch die Beschneidung von Frauen weit verbreitet, Frauen haben keinen rechtlichen Schutz gegen Diskriminierung oder Gewalt.

Außerdem, so von Kamlah-Emmermann weiter, übernehmen immer noch überwiegend Frauen die Sorgearbeit, betreuen Kinder, pflegen Angehörige und sind insofern zusätzlich benachteiligt im Hinblick auf die Erwerbstätigkeit und damit auch auf die Höhe der späteren Rente. Altersarmut gerade bei Frauen ist ein wichtiges Thema, bei dem unbedingt Abhilfe geschaffen werden muss.

Die bestehende Ungleichheit zwischen Männern und Frauen die noch nicht paritätisch zu bewerten ist, ist nach wie vor vielfältig und komplex. Deshalb ist die Beschäftigung und auch das öffentlich machen hier in Westerland und dann auf dem Festland so wichtig!
Gerade die Problematik zu diesen Themenfeldern auch im ländlichen Raum gerät manchmal ins Hintertreffen und umso mehr bedarf es der öffentlichen Aufklärung, wozu die Ausstellung beitragen und aufrütteln soll nach dem Motto von Mahatma Gandhi:

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ (Mahatma Gandhi)

Aber es reicht nicht aus, nur selbst zur Nachhaltigkeit beizutragen, sondern in jedem Bereich sollten wir auf andere Menschen zugehen und dieses Gedankengut in der Erziehung, in öffentlichen Gremien verbreiten und sich in der Politik und in Projekten engagieren, so Sylke von Kamlah-Emmermann. In Teilbereichen sind wir dazu auch schon auf dem Weg – manchmal bewusst oder unbewusst, aber es gilt: Fangen wir heute an – sofern wir es noch nicht tun –  Nachhaltigkeit zu leben, um die Zukunft unserer Welt, unseres vielfältigen Landes und unserer schönen Region zu sichern und zu gestalten.

Die Gleichstellungsbeauftragten Andrea Dunker, Christine Friedrichsen und Sylke von Kamlah-Emmerman sind anlässlich der Ausstellungseröffnung ebenso präsent wie auch Cilia Kabbani, Anna Leonhard, Dina Ketteler und Lilly Eberhardt und freuen sich auf eine rege Beteiligung. Sie werden zu einem Bürgerdialog zur Verfügung stehen und Statements zu den einzelnen Fragestellungen geben, denn die Themen sind aktuell. Information und Engagement sind gerade heute besonders gefordert und unerlässlich, so Andrea Dunker.

 

Teile diesen Beitrag